Warum Organisation der Schlüssel ist
Am 26. April 2025 fand in Reutlingen eine große Demonstration für Frieden, Freiheit und Grundrechte statt. Anlass war nicht nur der politische Gegenwind – sondern auch der Wunsch vieler Menschen, endlich wieder sichtbar zu werden. In einem Video im Vorfeld habe ich betont, wie wichtig eigene Bilder sind. Die KONTEXT:Wochenzeitung griff diese Aussage später kritisch auf – und gab mir damit unfreiwillig recht.
Denn was wir brauchen, ist keine Bestätigung von außen, sondern den Mut, unsere Sicht der Dinge selbst zu dokumentieren – mit Bildern, Worten und Videos, die nicht gefiltert, geschnitten oder umgedeutet werden.
Warum eigene Bilder unverzichtbar sind
Leitmedien berichten häufig nicht über das, was war – sondern über das, was daraus gemacht werden soll. Die öffentliche Wahrnehmung wird geprägt durch Auswahl, Kontext und Kommentierung. Wer sich dem entziehen will, muss selbst senden.
Das gilt nicht nur für Großdemonstrationen, sondern für jede Versammlung, jede Mahnwache, jede Aktion im öffentlichen Raum. Eigene Bilder schaffen eine Gegenöffentlichkeit. Sie sind Schutz vor Verzerrung – und gleichzeitig Ausdruck von Souveränität.




Was wir bei QUERDENKEN-711 daraus gemacht haben
Wir haben von Anfang an verstanden, dass Organisation nicht nur Sicherheit bedeutet – sondern auch Sichtbarkeit. Deshalb war es für uns selbstverständlich, eigene Kamerateams, eigene Webseiten, eigene Kanäle und eigene Berichterstattung zu organisieren.
Bei den großen Demonstrationen in Berlin, Leipzig oder Stuttgart gab es:
- ein Social-Media-Team, das vor der Demo, vor Ort auf der Demo und in der Woche nach der Demo Posts erstellt,
- ein Presse-Team, das mit unabhängigen Journalisten im Austausch stand,
- eine technische Struktur für Bild- und Tonübertragung,
- Webseiten mit eigenen Dokumentationen, Fotostrecken und Videos.
Das war kein Luxus, sondern Notwendigkeit.
Was jede Organisation braucht: Drei Teams, drei Aufgaben
Auch kleinere Initiativen sollten sich folgende Strukturen aufbauen – pragmatisch und mit Augenmaß:
- Web-Team
- Eigene Webseite mit klarer Zielsetzung, Kontakt und Materialarchiv
- Möglichkeit, Artikel und Berichte zu veröffentlichen
- Grundsätzlich selbst gehostet oder bei datensparsamen Anbietern
- Social-Media-Team
- Kanäle auf Telegram, Twitter/X, ggf. Instagram oder Facebook
- Klare Rollenverteilung: Wer postet, wer filmt, wer schreibt
- Einfache Tools für Videoschnitt, Livestreams oder Textbeiträge
- Presse-Team
- Zuständig für Kommunikation mit Journalisten
- Ansprechpartner für freie Medien vor Ort
- Veröffentlichung von Stellungnahmen, Pressemeldungen und Klarstellungen
Niemand muss perfekt sein. Aber es braucht Menschen, die Verantwortung übernehmen – und die bereit sind, eine andere Geschichte zu erzählen als die der Leitmedien.
Die Rolle der freien Medien – und wie wir gemeinsam wachsen können
Unabhängige Medien sind wichtiger denn je. Sie ermöglichen Gegenöffentlichkeit, geben Stimmen Raum und tragen dazu bei, dass vielfältige Perspektiven sichtbar werden. Damit das gelingt, braucht es Zugang, Gesprächsbereitschaft und Material – aber auch Zeit, Geduld und Vertrauen.
Viele Orga-Teams arbeiten ehrenamtlich, oft unter Druck und ohne professionelles Presseteam. Unser Wunsch an Journalistinnen und Journalisten: Seid nachsichtig mit den Abläufen, helft mit, stellt Fragen und bietet eure Erfahrung an. Was heute improvisiert wirkt, kann morgen schon strukturiert sein – wenn es partnerschaftlich begleitet wird.
Echter Journalismus bedeutet nicht Distanz, sondern Hingabe an die Wahrheit. Unterstützt Demonstrationen – im Vorfeld, am Tag selbst und in der Nachberichterstattung. Denn wer Freiheit ermöglicht, verdient auch faire Berichterstattung.
Für den Frieden! (Reutlingen, 26.04.2025)
❤️ Freiheit, Grundrechte, Frieden 🕊
in Zusammenarbeit mit #ichmachdanichtmit setzte das Kunstprojekt „Earth of Joy.“ am 26.04.2025 ein Zeichen für den Frieden in Reutlingen.
Kunstprojekt: EARTHOFJOY 2020-2030 Handgemalte Buchstaben auf Leinwänden By: Sanna Burns.
Weiterführende Artikel zum Thema:
1. Demo in Reutlingen am 26.04.2025 und schwarze Blöcke Ein Blick hinter die Kulissen: Was war am 22. März in Stuttgart schiefgelaufen – und wie haben sich die Organisatoren in Reutlingen besser vorbereitet? Organisation, Ordner, Deeskalation – so entsteht eine friedliche Versammlung.
2. Ein seltsames Verständnis der Grundrechte Antwort auf die KONTEXT:Wochenzeitung: Warum Versammlungsfreiheit kein Meinungskonzept ist – und weshalb jede Bewegung ihre eigenen Bilder braucht. Ein Appell für Grundrechte, Presseverantwortung und Augenmaß.
3. Warum der ZVW-Kommentar zur Demo in Reutlingen an der Realität vorbeigeht Eine differenzierte Antwort auf einen Kommentar, der pauschal verurteilt statt genau hinzusehen. Keine Verharmlosung – aber auch keine mediale Gleichschaltung.